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Bibelerzählen
Im
Jahre 2013 habe ich bei Pastor Dirk Schliephake, Michaeliskloster
Hildesheim, im Bergkloster Bestwig eine Ausbildung als
Bibelehrzählerin absolviert.
Erzählen
gilt als eine der ältesten Künste der Menschheit. Was Menschen
erlebt haben, was sie erstaunt, aufgeregt und belustigt hat, all das
wird erzählt und mündlich oft über Generationen weitergetragen.
So sind auch die Geschichten der Bibel über
viele Generationen
weitergetragen worden, immer wieder von den Erzählern in dem
Kontext in dem sie leben neu gedeutet. Die Bibel ist voller
wunderbarer Geheimnisse, voll von dramatischen und tröstlichen
Geschichten, die aus einer fernen Zeit kommen und uns doch ganz nahe
sind.
Bibel erzählen ist die alte Kunst die Geschichte lebendig werden zu
lassen. Die Zuhörer sehen das klare Wasser sprudeln, fühlen die
flirrende Hitze und die staubige Luft der Wüste, riechen Weihrauch
und Myrrhe. Sie hören die Harfe spielen, sind bei dem bitteren
Streit der Brüder dabei und tauchen ein in die Welt von
Eitelkeiten, Herrschsucht und Liebe – die heute so wie damals
unser Leben ausmacht. Durch das Gesicht der Flüchtlingsmutter aus
Afrika ist das Gesicht Marias zu sehen, die mit ihrem Säugling auf
der Flucht ist nach Ägypten. Alt und doch neu, neu und doch alt
kommen die erzählten Geschichten den Zuhörern ganz nah.
In
der jüdischen Tradition wird zwischen schwarzem und weißen Feuer
unterschieden. Das schwarze Feuer ist das geschriebene Wort
– das weiße Feuer bringen die Erzählerinnen aus ihrem eigenen
Erleben heraus zum leuchten. Und so machen die erzählten
Geschichten neugierig. Steht das, was ich als Zuhörer immer in
dieser Geschichte gehört habe, wirklich so in dem Bibeltext, oder
habe ich immer nur mein eigenes „weißes Feuer“ gesehen? Ist die
Geschichte der Erzählerin eine mögliche Variante des berichteten
Geschehens, auch wenn sie mir an der einen oder anderen Stelle fremd
vorkommt?
Fasziniert von dem weißen Feuer lade ich Sie ein die Geschichten
zwischen den Zeilen zu erleben.
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